C-Wurf

02.04.2022


Unverhofft kommt oft...

Unsere Zucht steht für Offenheit, Transparenz und wir legen höchsten Wert auf die Gesunderhaltung der Rasse und dementsprechende Verpaarung zueinander passender Hunde - sowohl genetisch als auch charakterlich! Aus diesem Grund ist es uns ein umso größeres Anliegen, detailliert von diesem Wurf zu berichten.

Leider konnten wir dieses Mal vielen unserer Ansprüche und Prinzipien nicht von Beginn an gerecht werden, da sich etwas Ungeplantes in unserem Kennel ereignete. 



Diese Geschichte begann für uns am Abend des 22. März 2022. Amali und Bonnie sind Ende Januar/Anfang Februar läufig gewesen und stünden somit bald vor der Geburt. Da wir keine der beiden decken lassen haben, konnten wir uns den offensichtlichen, prallen Milcheinschuss unserer jüngeren Hündin Amali nur mit einer starken Scheinträchtigkeit erklären. Ansonsten war uns nichts aufgefallen, sie hatte weder an Gewicht zugelegt noch andere Dinge sprachen für eine Trächtigkeit. Meine innere Stimme ließ mir jedoch keine Ruhe, sodass ich am 24. März einen Termin bei unserem Tierarzt zum Röntgen machte. Leider stellte sich nun heraus, was wir 6-7 Wochen lang zuvor nicht bemerken konnten: Amali war trächtig!!! In meinem Kopf ratterten tausende Gedanken und ich bekam eine Attacke aus Panik, Wut, Trauer, völliger Verzweiflung und Überforderung. Das Röntgenbild zeigte 8 vollständig entwickelte Wirbelsäulen und so begann eine für uns sehr emotionale Zeit.

Die erste Frage, die sich natürlich stellte, war: wer ist der Vater?

Da konnte es nur eine Antwort drauf geben, unser Rüde Aaron - Amalis Bruder - wird wohl der Vater sein. Dies sollte sich später noch bestätigen.

Die zweite Frage kam direkt mit auf: wann wird ungefähr der Wurftag sein, denn wir müssen doch alles vorbereiten?

Auch dies konnte man anhand der Röntgenbilder grob auf eine Zeit rund um den 9. April festlegen. Wir hatten also zwei Wochen Zeit uns auf den anstehenden Wurf vorzubereiten. Wir waren froh, schon zwei Würfe in unserem Kennel mit auf die Welt gebracht zu haben, denn so hatten wir, auch was die Vorbereitungen anging, schon etwas Routine.

Und die dritte, nicht weniger wichtige Frage war: besteht die Möglichkeit eines Abbruchs? Ja, auch diese Frage haben wir uns gestellt, entschieden uns aber vor allem aus ethischen Gründen gegen einen Trächtigkeitsabbruch, da die Welpen schon vollständig entwickelt waren und sollte auch nur einer der Kleinen gesund auf die Welt kommen, so hätte doch wenigstens dieser ein tolles Hundeleben verdient! Während dieser Entscheidungsfindung sind wir durch die Hölle gegangen, man kann sich kaum vorstellen, wie es sich anfühlt, über Leben und/oder Tod entscheiden zu müssen.

Nun ging es also fest entschlossen frisch ans Werk: Wir machten Amali mit der Wurfkiste vertraut, ernährten sie unverzüglich einer trächtigen Hündin entsprechend und errichteten unser Nachtlager im Wohnzimmer neben der Wurfkiste. Jetzt, da uns klar war, dass wir bald Nachwuchs erwarten würden, zeigte Amali immer mehr Anzeichen einer Trächtigkeit und auch der Bauch wuchs plötzlich von Tag zu Tag zunehmend.


Die Geburt

Schließlich war es soweit - eine Woche früher als geschätzt - brachte Amali in der Nacht vom 2. April acht Welpen zur Welt. Eine Hündin wurde tot geboren und ein Rüde hatte offensichtlich das Blau-Gen, dies zeigte die gräulich-karamellschimmernde Fellfarbe sofort. Alle anderen sechs Welpen - weitere vier Rüden und zwei Hündinnen - waren auf den ersten Blick gesund, zwar sehr klein und leicht, aber wohlauf. Keine Missbildungen, Gaumenscharten, Dermoid Sinus, Knickruten oder andere Fehlbildungen konnten festgestellt werden. Darüber waren wir überaus glücklich und froh! Die Geburt verlief ohne Komplikationen und war innerhalb von 4,5 Stunden sehr schnell zu Ende gebracht.


Diagnose: JME

Nun stand die Testung des JME-Gens (juvenile myoklonische Epilepsie) an, da beide Elterntiere Träger sind. In Rücksprache mit Ridgeback International (von denen wir aufgrund des unerlaubten Wurfes verwarnt wurden), entschlossen wir uns für die schnellste Möglichkeit der Abklärung und schickten bei Laboklin, einem großen, deutschen Labor, Speichelproben der sieben Welpen ein. Außerdem schickten wir weitere Speichelproben für Ridgeback International los, sodass wir bald das komplette RIGEP Gen-Paket für alle sieben Welpen erhalten würden. Gründlicher kann man die Genetik und somit vererbbaren Gesundheitszustände der Welpen aktuell nicht testen. 

Eine Woche nach dem Versand erhielten wir die Ergebnisse von Laboklin - eine Woche voller Ungeduld, Ungewissheit und insgesamt großer Unruhe. Nun sollten wir Klarheit haben: von sieben Welpen sind drei Welpen von dem Gen, welches die Epilepsie verursacht, betroffen. Ein Schlag in die Magengrube, so fühlte es sich an. Eine unfaire, bittere und für uns nicht verständliche Tatsache… Was nun??? Das fragten wir uns in den letzten Wochen nur all zu oft und hatten doch immer irgendwie Antworten und Lösungen finden können. 

Wir nahmen Kontakt zu Dr. Andrea Fischer auf, sie ist Fachärztin für Neurologie an der LMU München und spezialisiert auf Epilepsie, hat sogar schon eine Studie zur speziellen JME bei Rhodesian Ridgebacks durchgeführt. Sie nahm uns vor allem die Angst und den Glauben, dass jeder Welpe, bei dem diese Krankheit ausbricht, keine hohe Lebensqualität und eine geringe Lebenserwartung haben wird. Zuvor waren wir der Meinung, diese drei Welpen sehr schnell erlösen zu müssen, allein der Gedanke daran, brach uns das Herz. Jedoch machte Frau Fischer uns Mut, Mut zum Abwarten, Beobachten und Mut zum Ausprobieren. Denn sobald die kleinen die ersten Anzeichen eines epileptischen Anfalls in Form von unkontrollierten Muskelzuckungen zeigen, kann man medikamentös eingreifen und den Krankheitsverlauf somit hoffentlich positiv beeinflussen. Dies bleibt zur aktuellen Stunde abzuwarten, denn noch sind unsere Welpen zum Glück anfallsfrei und alle in einem super guten Zustand. Sie entwickeln sich allesamt sowohl motorisch als auch sozial sehr gut und keiner steht dem anderen in etwas nach.

Wir werden das Bestmögliche und alles, was in unserer Macht steht, tuen, auch den drei von Welpen ein lebenswertes Leben zu ermöglichen, da könnt ihr euch sicher sein!

Außerdem würden wir sehr freuen, wenn andere Ridgebackbesitzer ihre Erfahrungen mit JME mit uns teilen, wir ein gutes Zuhause für jeden einzelnen Welpen - eben auch für die mit Epilepsie - finden und vielleicht sogar ein paar Menschen mit diesem Text erreichen, die uns in irgendeiner Form unterstützen möchten oder denen wir Mut machen, mit ihren Erfahrungen ebenfalls an die Öffentlichkeit zu gehen.



Weitere Entwicklung folgt...