B-Wurf
11./12.07.2021
Die richtige Wahl
Durch die Registrierung und Zuchtzulassungsprüfung bei Ridgeback International standen uns einige geeignete Deckrüden zur Verfügung und wir besuchten bereits im Januar/Februar 2021 Rüden, die für uns in Frage kamen. Letztendlich entschieden wir uns für einen Rüden aus dem African Crownridge Kennel in Wolfsburg von Melanie Röleke, den anmutigen und bildhübschen Blacknose-Rüden Abuya Matayo Thambu of African Crownridge, genannt „Tayo“. Bonnie wurde später läufig als erwartet und so freute ich mich umso mehr, als wir am 11. Mai (nach positiver Progesteronwert-Bestimmung durch die Tierklinik Schneichel) die Fahrt nach Wolfsburg endlich antraten, wo wir schon sehnsüchtig erwartet wurden.
Den ersten Abend nutzten wir für ein persönliches Kennenlernen und verabredeten uns für den Tag darauf zum entscheidenden Treffen. Bonnie und Tayo hätten kein besseres Timing haben können, denn just in dem Moment, als es stark anfing zu regnen, glückte der Natursprung und die beiden standen nun da, Poppes an Poppes im strömenden Regen und hingen ineinander. Wir legten den beiden eine Decke über und waren einfach für sie da, sprachen ruhig mit ihnen und nach gut 15 Minuten hofften wir also auf einen erfolgreichen Deckakt. Zu einem Nachdecken einen Tag später war Bonnie nicht mehr bereit, wir hatten also genau den richtigen Moment am Vortag erwischt. Die Trächtigkeit bestätigte sich tatsächlich am 09. Juni per Ultraschall und wir starteten mit den Vorbereitungen für unseren zweiten Wurf. Auch diese insgesamt 61 Tage meisterte Bonnie ohne Probleme und war bis zum letzten Tag super fit und fröhlich. Sogar ein Urlaub mit meiner besten Freundin in der Nähe von Celle war ganz entspannt und ohne besonderen Vorkommnisse möglich.
Die Geburt
Durch den bereits vorangegangenen Wurf hatten wir ja schon einige Sachen, die nur noch aufgebaut und vorbereitet werden mussten. Die Wurfkiste bekam jedoch dieses Mal einen anderen Platz im Wohnzimmer, damit die Welpen später direkt aus der Kiste ins Welpenzimmer konnten. Auch in diesem Jahr schliefen wir schon einige Zeit vor dem errechneten Termin mit Bonnie, Aaron und Amali – die seit dem 01. Juli auch bei uns eingezogen ist - im Wohnzimmer. Aaron und Amali bekamen jeweils ihre eigene Box als Rückzugsort aufgestellt, die sie gut annahmen. Auch Vorbereitungen mit unserer Hundetrainerin bezüglich des Umgangs mit Aaron, Amali und den Welpen waren abgeschlossen und es konnte losgehen. Ich wünschte mir sehr, dass Samuel dieses Mal dabei sein würde, war er doch beim A-Wurf dienstlich unterwegs. Aber scheinbar wollte Bonnie auch jetzt lieber unter Mädels bleiben. Samuel war auf einer Galopp-Veranstaltung in Mühleim a.d. Ruhr, als Bonnie schon am Morgen durch einen Temperatursturz erahnen lies, dass es nicht mehr lange dauern konnte. Gegen Abend setzten dann auch die Senkwehen ein, die sich durch ständiges Hecheln zeigten. Die Nacht war sehr unruhig und Bonnie musste sich mehrmals lösen. Amali war nun in der Standhitze und unser armer Aaron war ganz schön gestresst von so viel weiblichen Hormonen. Am Morgen des 11. Juli besuchte mich meine Mutter und sie hatte ebenfalls im Gefühl, dass die Zeit der Niederkunft nahen musste. So war es dann auch: Bonnie sonderte gegen 12:30 Uhr den typisch weißen Schleim beim Pipi machen ab und gegen 13 Uhr setzten die ersten Presswehen ein, als sie neben meiner Mutter und mir auf der Couch lag. Ich schickte Bonnie in die Wurfkiste und um 14:08 Uhr wurde Baako, der erste Welpe geboren. Genau sieben Stunden später kam dann Badiri, der vermeintlich letzte Welpe, um 21:08 Uhr auf die Welt. Zwischendrin gab es einen „Geburtshelferwechsel“, da meine Mutter noch verabredet war und meine Pferdefreundin Leni unterstützte mich also ihn den weiteren Stunden, bis Samuel dann kurz nach der Geburt des siebten Welpen heimkam. Er war etwas traurig darüber, schon wieder nicht dabei gewesen zu sein. Wir hielten uns bis kurz nach Mitternacht für weitere Welpen bereit, Bonnie zeigte jedoch keine eindeutigen Anzeichen mehr und wirkte sehr ruhig und entspannt, als dann doch noch mal leichte Presswehen und somit die Geburt eines weiteren Welpens, Barika, einsetzten. Damit haben wir nun wirklich nicht mehr gerechnet, aber sie hat wohl doch noch auf Samuel warten wollen. Diese kleine Maus wollte also ihren eigenen Geburtstag haben. Auf den Verdacht hin, es könnten noch weitere Welpen folgen, kämpfte ich bis halb 5 morgens gegen die immer wieder zufallenden Augen und extreme Müdigkeit an. Aber nun schien die Geburt vollends abgeschlossen, Bonnie atmete ruhig und kümmerte sich liebevoll um ihre acht Welpen – fünf Hündinnen und drei Rüden, vier Livernose-, vier Blacknose-Welpen, alle mit korrektem Ridge und augenscheinlich gesund. Aber aus dem ersten Wurf war uns ja bekannt, dass die Sorgen auch erst noch kommen könnten.
Der Verlust
Nun begann also erneut die spannende und sehr aufregende Welpenzeit, aber auch in diesem Wurf sollte es leider nicht nur bei den schönen Momenten bleiben. Denn bereits einen Tag später, am 13. Juli, mussten wir eine schreckliche Erfahrung machen, die leider schon einige Züchter erleben mussten. Bhanu, der fünfte und schwerste Welpe, lag plötzlich einfach regungslos in der Welpenkiste. Ich realisierte es schnell, aber jeglicher Wiederbelebungsversuch scheiterte. Ich packte mir den kleinen Kerl umgehend und fuhr in einem Affenzahn (barfuß und im Schlafoutfit) in die Tierarztpraxis im Nachbardorf. Aber auch dort konnte uns niemand den kleinen Bhanu zurückholen und ich fuhr mit ihm zutiefst erschüttert und tränenüberströmt wieder nach Hause. „Er hat es leider nicht geschafft.“ waren die Worte der Tierärztin und es brach mir das Herz. Auch Samuel war unendlich traurig und ziemlich mitgenommen von diesem Ereignis. Er baute einen Sarg für den kleinen Kerl, wodurch er verarbeiten konnte, was passiert war und wir ließen auch Bonnie genügend Zeit, sich von ihrem Welpen zu verabschieden.
Am dritten Lebenstag der Welpen starteten wir mit dem sogenannten Bio-Sensor-Programm nach Dr. C. Battaglia, auch genannt Super Dog Program, welches die Welpen von Beginn an stressresistenter, lernfähiger und gesundheitlich robuster machen sollte. Auf die Entwicklung der übrigen sieben, kleinen Löwenjäger waren wir also nun schon sehr gespannt.
Da wir aus dem ersten Wurf ja leider bereits Erfahrung mit einer Mastitis hatten, sorgte ich nun täglich durch akribisches Überprüfen, Massieren, Streicheln, Pflegen und Kühlen der Gesäugeleisten dafür, dass uns dies bloß nicht erneut widerfuhr. Bonnie stand oft kurz davor, aber letztendlich konnten wir eine Mastitis in diesem Wurf erfolgreich abwenden.
In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli brach dann fast vor unserer Haustür die Flutkatastrophe des Ahrtals über uns herein und auch wir hatten weder Strom, noch Verbindung nach außen. Im ersten Moment bangte ich um die adequate Versorgung unserer Hunde und vor allem der Welpen. Wie sich später jedoch zeigen sollte, sind wir aber zum Glück von Schlimmerem verschont geblieben.
Als ob wir mit dem kleinen Bhanu und der Flutkatastrophe nicht schon genug Schicksalsschläge erlitten hatten, hatte Bonnie am 26. Juli, ganze 14 Tage nach der Geburt, noch eine Totgeburt beim Lösen im Garten. Ich habe mich total erschrocken, als ich das kleine Ding sah. Es war zwar vollständig entwickelt mit Ohren, Augen, Krallen, Rute und Ridge, aber der Kopf sah merkwürdig aus und glich dem eines Dinosauriers. Es wäre ein kleines Mädchen gewesen, lang und dünn, mit grade mal 80 Gramm Geburtsgewicht und diesem missgebildeten Kopf nicht lebensfähig. Ich fuhr mit Bonnie und der kleinen, toten Hündin in die Tierklinik, um Bonnie komplett durchchecken und röntgen zu lassen, dort stellte sich aber nichts raus – weder irgendwelche Vergiftungserscheinungen, noch weitere Welpen - und wir konnten beruhigt nach Hause fahren. Basha, die kleine Hündin ist nun also zusammen mit Bhanu bei meiner Schwester Anika an einem besseren Ort, ohne Leid und Schmerz. Wir hofften, dass die beiden gut über die Regenbogenbrücke gekommen sind. Run free!
Neues Entdecken
Wir erholten uns gut von den ganzen Ereignissen und turbulenten Wochen, jedoch stellte das Ausmaß der Flut eine starke Einschränkung in einigen Sachen dar. Aber es entstand auch etwas Gutes dadurch, denn ich war durch die Welpen ja die ganze Zeit zu Hause und hatte mich entschlossen, einen Spendenpunkt für Tierfutter in meinem Praxisraum zu errichten. Palettenweise Futtersäcke machten sich also in unserer Wohnung breit und wurden den Leuten übergeben, die Not hatten.
Wir bereiteten alles für den Auszug aus der Wurfkiste in das bzw. die Welpenzimmer vor. Dieser Wurf konnte nämlich das halbe Wohnzimmer, die Küche und das Esszimmer nutzen, sogar eine Nestschaukel konnten wir drinnen aufhängen. Das war auch besser so, denn leider sollte dieser Sommer sehr kalt und nass werden, wodurch die Kleinen leider nicht oft raus konnten.
Im August verbrachten wir sehr, sehr viele Tage mit Besuchern, neugierigen Nachbarn und Familienmitgliedern, die alle schon darauf brannten, endlich unseren Nachwuchs sehen und streicheln zu können.
Somit wurden die Welpen vielen neuen Dingen, wie Kindern, Babys, anderen Hunden, Pferden und vielem mehr ausgesetzt und hatten jeden Tag aufs Neue einen spannenden, sehr lebhaften Tag. Durch die gute Vorbereitung und das sanfte Heranführen an das Thema Kofferraum/Auto und Autofahren, hatte kein Welpe Probleme mit Übelkeit oder dem Autofahren an sich, sodass wir ein paar Ausflüge machen konnten.
Martina Häring, eine gute Bekannte, die den Hundebedarfsshop cumCura führt, stand uns unter anderem bei der Beratung mit Geschirren und Leinen für die Welpen zur Seite und die Kleinen wurden kunterbunt und passend ausgestattet.
Mit gut vier Wochen begannen wir bei diesem Wurf mit „begleitetem Hundetraining“. Zwei Freundinnen von mir, Teresa Schell und Jasmin Barz, sind beide Hundetrainerinnen und gemeinsam mit ihnen hatten wir die Idee, den zukünftigen Besitzern und den Welpen einige Trainingsstunden zu ermöglichen, in denen wir einen Reiterhof (den Lenihof mit meinem Pferd) besuchten, auf einer großen Hundewiese auf Erkundungstour gingen oder auch bei uns zu Hause mit den Kleinen übten, wie man sie zum Beispiel an ein Geschirr gewöhnt. Das waren sehr schöne, lehrreiche und harmonische Stunden und Ausflüge.
Außerdem hatte ich durch das Buch „Achtsame Welpenzeit beim Züchter“ einige Dinge – wie zum Beispiel die konditionierte Entspannung – für mich entdeckt und wir führten dies bei den Welpen mit einer Ölmischung und dem Relaxodog pro sehr erfolgreich durch. Der B-Wurf war wirklich tiefenentspannt.
Mittlerweile wurden die Kleinen mit rohem Fleisch und verschiedenen Breivariationen zugefüttert, denn Bonnie und Aaron wurden von Beginn an bei uns gebarft und auch den sieben neuen Erdenbürgern wollten wir nur das Beste über die Ernährung mit auf den Weg geben. So klärten wir die zukünftigen Besitzer über diese Form der Hundeernährung auf und standen bzw. stehen den Besitzern noch bis heute bei Fragen zu diesem Thema mit Rat und Tat zur Seite.
Das Abenteuer beginnt
Am 26. August machten wir uns dann zum ersten Mal mit allen Welpen auf zum Tierarzt. Dieser empfing uns freundlich und wir hatten vorab die Absprache getroffen, nur mal so zum Kennenlernen vorbeizukommen. Ich bin unserem Tierarzt Dirk Mittweg sehr dankbar dafür, dass er uns beinahe alle Wünsche bezüglich der Welpen und des damit verbundenen Trainings ermöglicht hat und so ging auch der nächste Ausflug, die Erkundung der Tierarztpraxis, positiv verknüpft zu Ende und wir konnten in der Woche drauf alle Welpen ganz entspannt untersuchen, impfen und chippen lassen. Die Vorbereitungen zur Abgabe liefen also auf Hochtouren und die geplante Wurfabnahme durch Zuchtwärtin Diana Rohmann rückte immer näher. Am 3. September war es dann soweit und Diana kam vorbei. Wir waren uns auf Anhieb sympathisch und sie begutachtete zuerst unsere Zuchtstätte und nahm sie ab. Anschließend wurde jeder Welpe von ihr kritisch beäugt und mit einem wunderbaren und sehr zufriedenstellenden Ergebnis bewertet, nämlich, dass alle Welpen korrekt und gesund waren.
Nun konnten wir jeden Welpen guten Gewissens in die Hände der schon sehnsüchtig wartenden Besitzer und Familien übergeben. Zwischen dem 04. und 14. September bekam jede Familie nun endlich ihren lang ersehnten Welpen. Jeder Abschied war mit Tränen verbunden, Tränen vor Freude über das neue zu Hause aber auch vor Trauer, dass diese kleinen Geschöpfe nun nicht mehr in unserer Obhut sind. Noch dazu ist dieser Wurf in ganz Deutschland von der Ostsee bis in die Alpen verteilt und man weiß, dass man manche der Kleinen so schnell nicht wiedersehen wird!
Wir wünschen allen Nyanza-Ridgis ein wundervolles Leben in ihrem neuen zu Hause und sind immer für euch da! Wir vermissen euch jetzt schon sehr und freuen uns immer über Bilder und regelmäßige Welpentreffen!